Mein
Urgrossvater wurde am 24. Januar 1870 als Sohn von Johannes
und Elise Frey geboren und starb am 27. Februar 1944
im Alter von 74 Jahren. Aus dem selbstverfassten Lebenslauf
zu seiner Trauerfeier am 1. März 1944 im Krematorium
Bern entnehmen wir folgendes:
Ich
wurde in Jaberg geborgen, einem idyllischen Dörfchen
am linken Aareufer, ungefähr in der Mitte zwischen
Thun und Münsingen und verlebte dort auch meine Schul-
und Jugendjahre. Mein Vater war Weber, auch meine Mutter
war Weberin, daneben bewirtschafteten sie mit uns Kindern
(drei Knaben und ein Mädchen) ein kleines Landgütchen
dicht an der Aare gelegen. Von früher Jugend an wurde
ich zu harter Arbeit angehalten. Im Jahr 1886 kam ich
zu einem Onkel in Radelfingen bei Vechigen. Bei ihm lernte
ich das Handwerk als Dachdecker. Im Jahre 1891 siedelte
ich nach Bern über, wo ich auch meine Ehefrau Anna
Burkholter kennen lernte. Im Jahr 1893 reichten wir uns
die Hand zum Ehebunde und gründeten einen eigenen
Hausstand. Da der Dachdeckerberuf mehr oder weniger ein
Saisonberuf ist, sah ich mich nach einer ständigen
Arbeitsstelle um und fand eine solche in der Eidg. Waffenfabrik.
Ich war nun froh, Sommer und Winter Arbeit zu haben, denn
die Familie vermehrte sich raschestens. Nach dem vierten
Kind schenkte uns Gott Drillinge! Da begann nun eine strenge
Arbeitsperiode für meine liebe Frau und auch für
mich, war doch die Kinderzahl jetzt von vier auf sieben
gestiegen, und das älteste war noch nicht ganz 8
Jahre alt. Im Jahre 1908 erhielten wir noch das achte
Kind. Wir waren stolz darauf, hatten wir doch gerade vier
Knaben (Robert, Emil, Paul,
Werner) und vier Mädchen (Berti, Griti, Rösi,
Hanni).
Um
die 10köpfige Familie ehrlich und redlich zu ernähren
und zu erziehen, ohne Inanspruchnahme öffentlicher
Hilfe, schränkten wir uns auf alle möglichen
Arten ein, besuchten jahrelang weder Kino noch Theater,
oder irgend eine kostspielige Lustbarkeit. Aus dem Ertrag
des kleinen Gütchens in Jaberg, das nach dem Tode
der Mutter verkauft wurde, floss uns ein Zuschuss zu,
der uns erlaubte, dass jedes der Kinder den Beruf lernen
konnte, den es sich wünschte.
Zu
unserem grossen Schmerz wurde uns im Jahre 1920 ein hoffnungsvoller
Sohn im Alter von 18 Jahren bei einer sportlichen Betätigung
entrissen.
Nach
32jähriger Tätigkeit in der Waffenfabrik wurde
ich im Jahre 1931 in den Ruhestand versetzt. Nachdem sich
im Jahre 1935 das jüngste unserer Kinder verheiratet
hatte, waren wir nun wieder allein wie am Anfang. Aber
wir erhielten oft lieben Besuch von unsern Kindern mit
ihren Familien. 12 Enkelkinder sind uns geschenkt worden.
Am 23. Mai 1940 starb meine liebe Frau und getreue Lebensgefährtin
nach kurzer, schwerer Krankheit, und ich werde ihr über
kurz oder lang nachfolgen...
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